Femdom und BDSM ist einfach nur kranke Perversion? Bei BDSM und Femdom geht es um weit mehr als um Schmerzen und Fetische.

Von Tom Deckard 20. September 2022

Sexuellen Inhalten wird überall Hürden entgegengesetzt. So zum Beispiel in den sozialen Medien, wo man kaum ein Bild von Brustwarzen veröffentlichen kann ohne dass ein post gesperrt oder sogar gleich der Account geblockt oder geghostet wird. Die falschen Moralvorstellungen der christlichen Kirche, welche unsere Kultur seit Jahrhunderten geprägt haben, stecken also selbst bei high tech Firmen wie Meta, Twitter, Google oder ByteDance noch in den Köpfen der CEO's und CIO's fest. Verwundert es da, dass die meisten Menschen BDSM Praktizierende noch immer als perverse Übeltäter oder als psychisch Kranke abtun?

Schade, wenn bei einem Gespräch das Gegenüber bequemerweise bei seinen ignoranten Ansichten bleibt und keine Bereitschaft besteht, sich aufklären zu lassen. Denn bei BDSM und Femdom geht es um weit mehr als um Schmerzen und Ekel.

Foto: Tom beweist seiner angebeteten Herrin seine Ergebenheit.

Ein Mann der sich bewusst seiner Angebeteten unterwirft, drückt damit zuerst einmal seine Verehrung aus. Er will ihr dienen und sie so sie auf die am stärksten mögliche Weise Wertschätzung spüren lassen, indem er ihre Wünsche und Bedürfnisse über die seinen stellt. Er will sich ihr wehrlos ausliefern und ihr so sein Vertrauen beweisen.

Als Dienender ist der Sub nicht gefesselt. Ich nenne das die demonstrativ freiwillige Unterwerfung, wenn ein Sub, ohne jeden Zwang, sich bewusst dem Willen der Herrin unterwirft und sich manchmal auch quälen und missbrauchen lässt ohne sich zu wehren, obwohl er es könnte. Seine Herrin geniesst diese offen demonstrierte Hingebung und stellt sie auf die Probe.

Aber auch wenn ein Sub gefesselt wird, wenn er sich bewusst ausliefert und sich wehrlos in ihre Hände begibt, handelt es sich noch immer grundsätzlich um einen Akt der Verehrung, mit dem ein Sub seine Gefühle gegenüber seiner Domme beweisen will.

In unseren Domina Kursen beleuchten wir die psychologischen Aspekte der Domme/Sub Beziehung.

BDSM mit einem devoten Mann ist also eine höchst romantische Sache. Und eine derartige Hingabe an die angebetete Partnerin, die weit über das hinaus geht was Menschen in einer normalen Beziehung füreinander tun, kennt man nicht erst, seit die Aspekte des BDSM in Worte gefasst wurden. So findet man in den Minnegesängen (Hohe Minne) des Mittelalters oft die vermutlich idealisierte Überlieferung des Ritters, dem des Standes wegen nicht gestattet ist eine offizielle Beziehung mit der Hofdame einzugehen die er beschützt. Natürlich verliebt er sich dennoch in sie, erbringt ihr, als Untergebener, heimliche Liebesdienste und gibt im Kampf schliesslich mit Freude sein Leben um sie zu beschützen.

Sicherlich hat eine Herrin es nicht ausschliesslich mit natürlich veranlagten devoten Männern zu tun. Da gibt es auch die Subs die nur einfach einmal einen Kick suchen, oder den einen ganz spezifischen Fetisch haben, den sie stets ausleben müssen. Ihnen geht es nicht, oder weniger, um die Gefühle gegenüber der Domina, sondern es werden Grenzen überschritten und Neues gewagt. Die Perversion der Handlung rückt ins Zentrum.

In allen Fällen aber ist die Definition von pervers ohnehin immer individuell. Für einige stark konservative Menschen ist es bereits pervers, beim Geschlechtsverkehr das Licht eingeschaltet zu lassen oder das Nachthemd auszuziehen und es nicht unter der Bettdecke zu treiben. Viele, auch aufgeklärte Menschen, ziehen die Grenze beim Analverkehr.

Für Praktizierende des BDSM gibt es keine spezifischen Handlungen oder Techniken, die als pervers angesehen werden, sondern es ist nur noch der Kontext, der den Unterschied ausmacht. Das bedeutet, für uns ist etwas erst dann krank und pervers, wenn keine Einvernehmlichkeit von allen Teilnehmenden besteht. Also auch ein Rollenspiel, während dem der Sub gefesselt ist, vergewaltigt und blutig geschlagen wird, ist keine Perversion, so lange die Zustimmung des Subs aufrecht erhalten bleibt; diese ist erst dann nicht mehr gegeben, wenn er mit dem Safeword die Behandlung abbricht.

BDSM Praktizierende sind psychisch krank?

Kurz gesagt, das Gegenteil ist meist der Fall. Wie eine Studie von Juliet Richters (Sidney 2008) zeigt, handelt es sich bei BDSM Praktizierenden nicht um Menschen mit mehr psychischen Problemen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Diese und weitere Studien zeigen im Gegenteil sogar dass sie toleranter und psychisch eher stabiler sind, was logisch nachvollziehbar ist, da sie sich viel stärker mit ihren sexuellen Neigungen und ihren psychischen und körperlichen Grenzen auseinandersetzen und entsprechende Erfahrungen machen als der Durchschnitt der Bevölkerung.

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